Kiev 2.0

Halli Hallo,

 

Nachdem Ostern dann auch schon vorbei war, bekamen Nico und ich noch Besuch von unserer Mentorin aus Deutschland. Wir haben mit ihr über die vergangenen Monate und all die Eindrücke aus der Zeit hier gesprochen und ihr auch Odessa gezeigt.

 

Gemeinsam mit ihr und einer der deutschen Freiwilligen, die uns im Frühling unterstützt hatten, fuhren wir nach Kiev. Ähnlich wie im Februar zu wünschen übrig.

 

Zwei Tage lang schauten wir uns gemeinsam die Stadt an und waren an allen "wichtigen" Sehenswürdigkeiten, von der tiefsten Metrostation der Welt, über Maidan, das Tschernobylmuseum und den vielen Klosteranlagen der Stadt. Kiev ist vom Stadtbild ganz anders als Odessa. Für viele Ukrainer ist Kiev einfach nur die Hauptstadt, die nicht unbedingt schön ist. Gerade im Vergleich zu Odessa mag das auch stimmen. Trotzdem hat meiner Meinung nach auch Kiev seinen Reiz...

 

Während unseres Besuches in Kiev war einer der, für die Ukrainer, wohl wichtigsten Feiertage: der "Tag des Sieges" am 9. Mai. An diesem Tag wird der Sieg über Deutschland im 2. Weltkrieg gefeiert. Traditionell gibt es dazu Paraden und Aufmärsche. Da wir aber zur falschen Zeit am falschen Ort waren, haben wir das verpasst. Trotzdem war es komisch als Deutsche in einem Land zu sein, in dem der Sieg über das "eigene" Land so extrem gefeiert wird.

 

Dafür haben wir einen Tag vorher einen Aufmarsch von Soldaten erlebt. Für mich ist es inzwischen normal, das immer mal wieder Soldaten in Uniform durch die Stadt laufen oder das man ab und zu auf dem Weg nach Petrovka sieht, wie Panzer auf Züge geladen werden und du dir sicher sein kannst, das die funktionieren und auch eingesetzt werden.

 

Doch als wir in Kiev waren, ist der Krieg im Osten der Ukraine (seit 2014/15) für mich so greifbar geworden, wie noch nie zu vor. An den Mauern des St. Michaelisklosters sind Bilder von allen Soldaten angebracht, die seit 2014 in diesem Krieg gestorben sind. Schon das Ansehen dieser Bilder war sehr bewegend, da viele der Soldaten kaum älter waren als wir selbst. Danach sind wir dann in das Kloster hinein und als wir wieder heraus kamen, hörten wir, wie laut nationale ukrainische Lieder abgespielt wurden. Vor dem Kloster marschierten Soldaten mit Rosen auf und Angehörige der gefallenen Soldaten standen mit Bildern und Blumen da. Ein Großteil dieser Soldaten war auch wieder extrem jung, teilweise noch Teenager. Durch unsere Kollegen weis ich, dass es in der Ukraine eine Wehrpflicht für allen jungen Männer, trotzdem waren es auch viele Frauen, die dort in Uniform standen.

 

In diesem Moment war der Krieg für mich so deutlich spürbar, wie das letzte Mal im Dezember. als das Kriegsrecht ausgerufen wurde. Es war sehr bewegend auf der einen Seite die Angehörigen der Gefallenen zu sehen und dann die jungen SoldatInnen, die wahrscheinlich auch alle kämpfen müssen und das mit Stolz für ihr Vaterland.

 

Ein weiteres Highlight war der Besuch des Museums über die Katastrophe in Tschernobyl und die Hillsong Frauenkonferenz, auf der wir Mädels dann zum Schluss noch waren.

 

Mit all diesen Eindrücken ging es dann für uns wieder zurück nach Odessa...

 

Das soll's dann erstmal auch wieder gewesen sein...

 

Eure Miri

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