Work, Work, Work...

Hallo ihr Lieben!

 

Alles was ich bis jetzt berichtet habe, hat noch nicht wirklich gezeigt, was ich hier eigentlich mache. Inzwischen bin ich über einen Monat in Odessa und habe so langsam einen Alltag. Zumindest ist nicht mehr alles so ganz neu und ich gehe inzwischen auch arbeiten. Und genau darüber will ich heute ein bisschen erzählen: meine Arbeit. 

 

Wie ich gesagt, ich arbeite beim Verein "Lebendige Hoffnung". Da es inzwischen 3 Tageszentren gibt, wechsle ich während der Woche durch. Dadurch arbeiten Nico und ich nie zusammen und wir sehen uns meistens nur am Wochenende. Außerdem arbeite ich jeden Tag mit anderen Leuten zusammen. 

 

Mein Arbeitstag beginnt um 12:00. Ja, ich darf jeden Tag ausschlafen! (Und natürlich genieß ich das auch so ganz ohne Wecker aufzustehen und ausgeschlafen in den Tag zu starten).

 

Und dann heißt es für die nächsten 6h Arbeit. Am Anfang war es für mich teilweise schon sehr schwierig, weil ich vieles nicht verstanden habe und mein Schulrussisch nicht ganz auf meinen jetzigen Alltag ausgelegt ist. Und ich habe mich auch nicht wirklich getraut zu sprechen. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass alle russisch reden und ich immer mal ein paar komische Blicke für mein Russisch ernte und das macht es mir durchaus leichter.

 

Da ich inzwischen "mehr" zu tun habe und es auch einfacher wird sich mit den Kindern zu unterhalten, vergeht die Zeit auf Arbeit viel schneller als am Anfang.

 

Auf Arbeit gibt es so eine gewisse Routine. Das heißt aber nicht, das jeder Tag gleich ist. Ganz im Gegenteil, jeder Tag ist anders. Schon einfach, weil in jedem Zentrum die Kinder anders sind, ich jeden Tag mit anderen Menschen zusammenarbeite und weil jeden Tag was anderes los ist.

 

Am Anfang wird immer gebetet, für den Tag, die Kinder, das Team,... Dann geht es ans Essen machen, was meistens Gemüse (besonders Zwiebeln) oder Brot schneiden heißt. Das ist auch so etwas, an das ich mich gewöhnen musste: das Mittagessen. Erstens das gibt's erst 15:00, zweitens es ist oft Suppe oder irgendetwas anderes gesundes, was ja nicht unbedingt schlecht ist und drittens es gibt jedes Mal Brot dazu. 

 

Naja weiter geht's. Während wir das Essen vorbereiten, trudeln die Kinder ein. Und dann müssen Hausaufgaben gemacht werden, was manchmal sehr lange dauert. Das ist für mich immer wieder eine Herausforderung, da die Schulbücher auf Ukrainisch sind und es auch hier genau so dämliche Aufgaben gibt wie in Deutschland, in denen irgendwer 3km mit dem Fahrrad fährt, um dann ein Drittel weniger zurück zu fahren. ;) Aber mit Googleübersetzter, Händen und Füßen klappt das doch ganz gut.

 

Und dann gibt es 15:00 endlich Mittagessen. Danach wird gespielt, getanzt,... Inzwischen gebe ich in einem der Zentren Flötenunterricht. Sonst spiele ich mit den Kindern irgendwas oder wir malen.

 

Da wir jetzt noch richtig schönes Wetter die letzten Wochen hatten, waren wir oft draußen und haben Fangen gespielt. Die Kinder lieben es ein bisschen mehr als ich und meistens muss ich fangen, weil ich nicht so schnell bin wie sie und ich immer gefangen werde. Nix mit: die sind klein, die sind noch nicht so schnell. Man glaubt gar nicht wie schnell Sechsjährige sind und was die für eine Energie haben.

 

Gegen Ende wird dann immer gemeinsam aufgeräumt und geputzt. Eine Ausnahme von all dem bildet das Zentrum in Petrovka, einem Dorf etwa eine Stunde Zugfahrt von Odessa entfernt. Dort wird für uns gekocht und geputzt und wir müssen das nicht selber machen. Dafür muss ich jedes Mal, wenn ich nach Petrovka fahre zeitig aufstehen, also so 7:30, weil die Elektritschka, so heißt diese Art Zug hier, nicht ständig fährt. Dafür schließen wir dort auch schon um 17:00.

 

Ich mag meine Arbeit sehr und es macht mega Spaß mit den Kindern, auch wenn sie manchmal ganz schön meine Nerven strapazieren, aber Kinder machen nun mal Blödsinn. Das ist hier kein bisschen andre als in Deutschland, aber man kann ihnen kaum böse sein oder zumindest nicht lange. 

 

Etwas das auch hier immer wieder spannend ist, ist die Aussprache meines Namen. Ich bin es ja gewohnt, das man mich falsch schreibt und anstatt Mirjam Miriam geschrieben wird, aber hier gibt es dazu noch Probleme bei der Aussprache und ich werde von jedem anders genannt. Meistens ist es irgendwas zwischen Mia, Milija oder Mijam, aber das hab ich mir ja schon vorher denken können. Aber was soll's. 

 

In den Zentren wird auch der christliche Glaube weitergegeben. Praktisch bedeutet das, das wir vor dem Essen gemeinsam Bibel lesen und beten. Einmal pro Woche findet in jedem Zentrum eine Bibelstunde statt. Ich bin jedes mal fasziniert davon, mit welcher Freude die Kinder dabei sind. Für die älteren gibt es einen Hauskreis, in den ich auch mit gehe.

 

Und dann gibt es noch diese Höhepunkte im Jahr. Zum einen sind das die Sommerlager, zu denen Nico und ich auch mit fahren werden und zum anderen gibt es über das Jahr noch Festtage innerhalb des Vereins, wie zu Weihnachten oder Ostern. Einen dieser Tage hatten wir schon, nämlich Erntedank. 

 

Es ist also jeden Tag was andres los und mir wird hier so schnell nicht langweilig werden. Alles in allem gefällt mir meine Arbeit sehr, vor allem weil die Kinder einem so viel zurückgeben. Sie sind mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen, auch wenn es manchmal anstrengend ist und sie einem ganz schön viele Nerven rauben. Das hab ich jetzt in meinen ersten Wochen schon sehr gemerkt: Dass ich abends nach der Arbeit oft erst mal 'ne Pause gebraucht habe, weil es doch ganz schön anstrengend ist. Das liegt vielleicht auch daran, das ich die letzten 12 Jahre mit Schulbank drücken verbracht habe. Aber mir wurde versichert, dass das bald besser wird, wenn ich mich dran gewöhnt habe zu arbeiten.

 

Das soll's dann auch erstmal wieder von mir gewesen sein...

 

Miri

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